Der Schweizer Philosoph Heinrich Barth (1890–1965) stand lange im Schatten seines berühmten Bruders, des Theologen Karl Barth, sowie auch in demjenigen seines zeitweiligen Basler Kollegen Karl Jaspers. Erst in den letzten zwei Jahrzehnten ist Barth vermehrt auch ausserhalb seines Schülerkreises zum Gegenstand eines lebhaften Interesses geworden. Es zeichnet sich ab, dass seine Philosophie im Kontext heutigen Denkens von grosser Aktualität sein könnte, insofern sie eine radikale Metaphysikkritik (Philosophie der Erscheinung und Existenz) mit der Weiterführung wichtiger Traditionslinien zu verbinden versteht (Philosophische Systematik und Transzendentalphilosophie).
Am 3. Februar 1890 wurde Heinrich Barth geboren, am 22. Mai 1965 verstarb er. Ins Jahr 2015 fallen also sowohl der 125. Geburtstag wie der 50. Todestag. Aus diesem Anlass beginnen wir hier mit einer kleinen Reihe, die historische Dokumente und Zeugnisse aus seinem 40-jährigen Wirken an der Basler Universität zugänglich machen will, damit der heute immer mehr Beachtung findende Denker uns auch als Persönlichkeit etwas gegenwärtiger zu werden vermag.
Im Jahr 1950 wurde Heinrich Barth Nachfolger von Herman Schmalenbach auf dem gesetzlichen Lehrstuhl für Philosophie in Basel. Für diese Nachfolge wurde er von der Fakultät damals „primo et unico loco“ vorgeschlagen. Der damalige Dekan Bernhard Wyss führt aus, dass eine „Umschau über die Auswahlmöglichkeiten“ ergebe, dass „sehe man einmal von Heidegger ab, der aus politischen Gründen nicht tragbar sei“ keine der deutschen Alternativen H. Barth in seinen Leistungen übertreffe, weder Gerhard Krüger, noch Gadamer, Bollnow, Weischedel oder Liebrucks u.a. Abgedruckt sei hier ein Auszug aus der Charakterisierung von Barths Persönlichkeit in Forschung und Lehre sowie eine der Empfehlung beigelegte Aufstellung über die Lehrveranstaltungen Barths in den Jahren 1946–1949, einschiesslich der Hörerzahlen [Quelle: Universitätsarchiv im Staatsarchiv, Basel, Signatur: UNI-REG 5d 2-1 (1) 11].